Wenn Amalgam ohne Schutzmaßnahmen entfernt wird, kommt es innerhalb weniger Minuten zu einer starken Quecksilberbelastung des Körpers. So viel, wie sich innerhalb von zehn Jahren allmählich aus dem Amalgam gelöst hätte.
Die Folgen dieser plötzlichen hohen Belastung sind manchmal sofort zu spüren, manchmal erst nach drei bis sechs Monaten. Welche das sein können, erfahren Sie auf der Seite Quecksilbervergiftung.
Bitte beachten Sie:
Nur wenn die hier beschriebenen Schutzmaßnahmen angewandt werden, kann eine Quecksilberbelastung bei der Amalgamentfernung sicher vermieden werden!
Beim Entfernen von Amalgamfüllungen wird Quecksilberdampf freigesetzt, der aus der Mundhöhle in die Raumluft gelangt. Zum Schutz für den Patienten und das Zahnarzt-Team muss das Behandlungszimmer deshalb gut belüftet werden, indem Fenster und Türen offen gehalten werden.
Das schützt alle Beteiligten davor, den giftigen Quecksilberdampf einzuatmen.
Vor Beginn der Behandlung bekommen Patienten medizinische Aktivkohle zum Einnehmen: Entweder als in Wasser aufgelöstes Pulver oder als Tabletten zum Zerkauen und Schlucken zusammen mit einem großen Glas Wasser.
Aktivkohle ist ein bewährtes Entgiftungsmittel, das Giftstoffe in Magen und Darm bindet und über den Stuhlgang ausscheidet. Sie ist völlig nebenwirkungsfrei, weil sie aus reinem Kohlenstoff besteht, wie er auch in unserem Körper vorkommt.
Nach der Aktivkohle erhalten Patienten eine schwefelhaltige Lösung zur Spülung des Mundes. Sie muss die gesamte Mundschleimhaut benetzen. Warum? Quecksilberdampf dringt durch den Kofferdam (s.u.) und würde von der Mundschleimhaut aufgenommen und in den Körper gelangen.
Der Schwefel in der Lösung bindet Quecksilber, so dass es nicht mehr von der Schleimhaut aufgenommen werden kann.
Als nächstes wird der sog. Kofferdam angelegt. Das ist ein gummiartiges Tuch aus Latex oder einem ähnlichen Material. Er deckt die Mundhöhle nach hinten ab und lässt nur die zu behandelnden Zähne und deren Nachbarzähne frei. Der Kofferdam schützt Patienten davor, Amalgamteile zu verschlucken.
Außerdem verhindert er sog. Amalgam-Tätowierungen. Die können entstehen, wenn ausgebohrte Amalgamteile in die Mundschleimhaut gelangen. Diese Teile würden sich allmählich auflösen und dunkle Flecken in der Schleimhaut bilden.
Während der Dauer der Amalgamentfernung bekommt der Patient über eine Nasensonde oder Maske medizinischen Sauerstoff in einer ganz bestimmten Menge zugeführt. Er soll verhindern, dass er Quecksilberdampf mit der Atemluft einatmet.
Alternativ kann auch eine Nasenmaske verwendet werden, über die nicht nur Sauerstoff zugeführt werden kann, sondern ggf. auch Lachgas. Lachgas ist eine risikolose Alternative zur Narkose für ängstliche Patienten.
Während der Entfernung des Amalgams können kleine Teilchen aus der Mundhöhle geschleudert werden und in die Augen gelangen. Damit das nicht passiert, bekommen Patienten eine dicht anliegende Schutzbrille aufgesetzt.
Auch der Zahnarzt und sein Team tragen zu ihrem eigenen Schutz solche Brillen.
Als zusätzlichen Schutz bekommen Patienten eine mit Gold bedampfte Atemschutzmaske. Das Gold bindet Quecksilber, so dass es nicht durch die Maske in die Nase gelangen kann. Diese Maske wird aus hygienischen Gründen nur für einen Patienten verwendet und danach entsorgt.
Auch der Zahnarzt und sein Team tragen zu ihrem eigenen Schutz solche Atemschutzmasken.
Der Speichelzieher wird unter dem Kofferdam neben der Zunge eingelegt. Er saugt während der Amalgam-Entfernung kontinuierlich den Speichel aus dem Mund ab.
Auch das dient dem Schutz der Patienten, damit sie so wenig Speichel wie möglich während der Behandlung schlucken.
Während der Amalgam-Entfernung wird Quecksilberdampf freigesetzt, den Patienten und das Zahnarzt-Team einatmen könnten. Damit das nicht geschieht, wird eine spezielle Quecksilberdampf-Absaugung eingesetzt, deren Öffnung knapp über dem Mund platziert wird.
Der aufgesaugte Dampf wird in speziellen Filtern gesammelt, damit er nicht in die Raumluft gelangt. Diese Filter müssen später als Sondermüll entsorgt werden.
Normale Zahnarztschleifer (sog. Turbinen) laufen mit bis zu 450.000 Umdrehungen pro Minute. Diese hohe Drehzahl führt wegen der Wärmeentwicklung zu vermehrter Quecksilberdampf-Bildung Deshalb werden bei der sicheren Amalgamentfernung sog. Schnellläufer-Winkelstücke mit einer niedrigeren Drehzahl von ca. 200.000 pro Minute verwendet.
Normale Zahnarztbohrer entwickeln beim Schleifen viel Wärme. Dadurch wird vermehrt Quecksilberdampf freigesetzt. Um das zu vermeiden, werden bei der sicheren Amalgamentfernung spezielle Hartmetall-Fräsen verwendet.
Diese Fräsen haben eine extrem hohe Schneidewirkung und entwickeln deshalb weniger Wärme. Da sich die Fräsen durch Gebrauch abnutzen, werden sie jeweils nur für eine Sitzung verwendet und danach entsorgt.
Eine gute Wasserkühlung bei der Entfernung des Amalgams verhindert ebenfalls Wärmeentwicklung und Quecksilberdampf-Bildung. Deshalb wird bei der sicheren Amalgamentfernung konsequent gekühlt. Das Kühlwasser mit dem Schleifstaub wird sofort und sorgfältig abgesaugt.
Es ist wichtig, dass bei der sicheren Amalgamentfernung keine kleinen Amalgamreste übersehen werden und im Zahn verbleiben. Deshalb kontrolliert der Zahnarzt den Zahn mit einer Lupenbrille. Außerdem kontrolliert auch die Assistenz des Zahnarztes nach dem Vier-Augen-Prinzip den Zahn. Erst wenn beide überzeugt sind, dass keine Amalgamreste mehr vorhanden sind, folgen die nächsten Schritte.
Je weniger im Amalgam geschliffen wird, desto weniger Quecksilberdampf entsteht. Deshalb werden die Füllungen nicht "pulverisiert", sondern in wenige große Stücke zerteilt. Die einzelnen Teile werden dann im Stück aus dem Zahn heraus gehebelt.
Die entfernten Amalgam-Teile werden in einem dicht verschließbaren Glasgefäß gesammelt und nach Abschluss der Behandlung dem Patienten mitgegeben. Warum?
Manchmal wird als Begleitmaßnahme bei der späteren Entgiftung Bioresonanz eingesetzt. Für die Bioresonanz-Therapie benötigt man Proben der früheren Amalgamfüllungen.
Außer dem Amalgam müssen auch die sog. Zement-Unterfüllungen sorgfältig entfernt werden. In diese ist Quecksilber aus dem Amalgam eindiffundiert, das natürlich nicht belassen werden darf.
Da die Unterfüllungen oft sehr tief bis nahe an den Zahnnerv reichen, muss die Tiefe vorab auf dem Röntgenbild geprüft werden, damit es zu keiner Verletzung des Zahnnervs kommt.
Nachdem die Unterfüllungen entfernt wurden, kommt für mehrere Minuten ein spezielles Algenpulver in die Zähne, um Quecksilber aufzusaugen, das in die Zahnsubstanz eindiffundiert ist. Nach der Einwirkungszeit wird das Algenpulver mit einem kräftigen Wasserstrahl abgesprüht und abgesaugt.
Als nächstes wird der Kofferdam abgenommen und die gesamte Mundschleimhaut kräftig abgesprüht. Damit wird das vom Schwefel der Mundspül-Lösung gebundene Quecksilber von der Schleimhaut entfernt und abgesaugt. Danach kann der Patient seinen Mund ausspülen.
Zur Sicherheit bekommen Patienten noch einmal die schwefelhaltige Mundspülung, um eventuell noch verbliebene Quecksilberreste zu binden. Danach spülen sie Ihren Mund erneut kräftig aus und mit Wasser nach.
Als letzte Schutzmaßnahme bekommen die Patienten noch einmal medizinische Aktivkohle zum Einnehmen. Danach ist die sichere Amalgamentfernung abgeschlossen.
Zum Schluss werden die Zähne mit einem metallfreien Füllungs-Material versorgt. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, erfahren Sie auf der Seite Alternativen zum Amalgam.
Auf dem Foto siehst Du links Amalgam-Füllungen. Auf der rechten Seite wurde das Amalgam bereits sicher entfernt und durch Keramik-Inlays ersetzt.
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